Anna sitzt an ihrem Laptop.
Eigentlich will sie nur schnell eine wichtige E-Mail schreiben – zehn Minuten, länger sollte das nicht dauern. Doch noch bevor sie den ersten Satz beendet hat, piepst schon ihr Handy:
🔔 WhatsApp.
🔔 Neue E-Mail.
🔔 „Neue Story von…“ auf Instagram.
Anna denkt: Nur kurz schauen. Zwei Minuten, höchstens.
20 Minuten später steht da immer noch derselbe Satz – und Anna fragt sich, wo die Zeit geblieben ist. Sie hat nichts weitergebracht – und trotzdem fühlt sich ihr Kopf so voll an.
Kennst du dieses Gefühl? Ständig beschäftigt, aber innerlich leer?
Am Ende des Tages erschöpft, obwohl du das Gefühl hast, nichts wirklich geschafft zu haben?
Genau dieses Phänomen erleben heute viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Wir leben in einer Zeit, in der unser Gehirn ständig auf „Empfang“ gestellt ist – und das hat Folgen.
🧠Was passiert in unserem Gehirn, wenn wir ständig abgelenkt sind?
1️⃣ Das Dopamin-Problem – dein Gehirn wird süchtig nach Mini-Belohnungen
Jedes Mal, wenn eine Nachricht aufploppt, schüttet unser Gehirn Dopamin aus – den Botenstoff für Motivation und Belohnung. Mit der Zeit lernt es: 👉 Aha! Ablenkung = Belohnung
Das führt dazu, dass wir – selbst wenn wir uns konzentrieren wollen – unbewusst den nächsten Reiz suchen. Und schon greifen wir wieder zum Handy…
2️⃣ Multitasking ist ein Mythos
Unser Gehirn kann nicht zwei anspruchsvolle Aufgaben gleichzeitig bearbeiten. Was wir für „Multitasking“ halten, ist in Wahrheit Task-Switching – ständiges Hin- und Herspringen zwischen Aufgaben. Und das kostet Energie. 🪫
Studien zeigen: Nach jeder Unterbrechung dauert es im Schnitt bis zu 23 Minuten, bis wir wieder tief konzentriert sind. (Studie: Gloria Mark, University of California)
Kein Wunder, dass wir abends so erschöpft sind. 😉
3️⃣ Der präfrontale Kortex ist überfordert
Dieser Bereich im Gehirn ist zuständig fürs Planen, Denken und Entscheiden.
Wird er ständig gestört, dann:
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- sinkt unsere Konzentrationsfähigkeit.
- steigt unser Stresslevel (Cortisol).
- und unser Kopf fühlt sich „voll“ an, auch wenn wir scheinbar nicht geleistet haben.
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Konzentration funktioniert wie ein Muskel 💪🏻
Stell dir Konzentration wie ein Muskeltraining im Fitnessstudio vor:
Ein Muskel wird stärker, wenn man ihn regelmäßig trainiert – mit Pausen, Struktur und Geduld. Genauso ist es auch beim Trainieren unserer Konzentrationsfähigkeit.
Hier ein kleiner Vergleich, der anschaulich macht, was wir im Alltag unserem Gehirn zumuten. 😉
| Im Alltag… | Im Fitnesscenter… |
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📳 Alle 2 Minuten aufs Handy schauen |
🏋🏻Hantel jedes Mal ablegen |
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🤹🏻♀️Multitasking: |
3️⃣ Drei Geräte gleichzeitig bedienen |
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⏱️Nie länger als ein paar Minuten am Stück arbeiten |
🫃🏻Kein Trainingseffekt |
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😣 „Ich bin einfach nicht konzentriert.“ |
💪🏻 „Ich habe schwache Muskeln – also trainiere ich sie nicht.“ |
3 einfache Konzentrations-Booster + 3 Bonus-Tipps (mit denen kaum jemand rechnet)
Konzentration muss nicht kompliziert sein. Oft sind es kleine Gewohnheiten, die entscheiden, ob dein Kopf klar bleibt oder in einem Wirrwarr aus Gedanken, To Do Listen und Nachrichten versinkt.
Hier sind 3 einfache Techniken, die du sofort einsetzen kannst, plus 3 überraschende Extra-Tipps, die kaum jemand nutzt.
Tipp 1: Die stille Minute – dein mentaler „Reset-Knopf“
Bevor du mit einer Aufgabe beginnst, gönn dir eine Minute Stille – 60 Sekunden ohne Handy, ohne Reden, ohne To-do-Listen, usw.
✅ Warum es wirkt:
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- Unser Gehirn springt nicht gerne von einer Aufgabe zur nächsten. Die stille Minute ist wie Luft holen vor dem Eintauchen – sie hilft dem Gehirn, vom „Multitasking-Modus“ in den „Fokus-Modus“ umzuschalten.
👉 So geht’s:
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- Senke oder schließe Deine Augen.
- Nimm 4–5 tiefe Atemzüge.
- Lass die Gedanken einfach vorbeiziehen und halte sie nicht fest.
Tipp 2: Große Aufgaben in kleine Portionen zerlegen – Etappen statt Berge
Große Aufgaben und Projekte erzeugen oft einen inneren Druck. Sie wirken wie ein großer, unüberwindbarer Berg – unübersichtlich, einschüchternd, schwer zu starten. Nach ein paar Metern ist die Verlockung groß, aufzugeben und den Rückzug anzutreten.
Doch wenn man diese Aufgaben und Projekte in kleine, strukturierte Schritte aufteilt, verwandelt sich der Berg plötzlich in einen Weg mit sichtbaren Etappen.
Hier ein kleines Beispiel: Anstatt gleich das ganze Haus aufräumen zu wollen, kann man sich klare Mini-Aufgaben vornehmen:
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- Schritt 1: den Küchentisch freiräumen
- Schritt 2: den Geschirrspüler ausräumen und wieder anfüllen
- Schritt 3: die Arbeitsfläche wischen
- Schritt 4: den Wäschekorb sortieren
✅ Warum es funktioniert?
Jede abgeschlossene Mini-Aufgabe löst im Gehirn einen kleinen Dopamin-Schub aus. Das Dopamin vermittelt unserem Gehirn „Du bist auf dem richtigen Weg – mach weiter!“. So entsteht Motivation nicht vor, sondern während dem Tun – Schritt für Schritt.
💡Tipp! Kennst du schon die Pomodoro-Technik? Ich habe darüber einen eigenen Blogartikel geschrieben. Hier kannst du ihn nachlesen:
Tipp 3: „Gedanken ankern“ mit einer einfachen Frage
Bevor du mit deiner Aufgabe beginnst, stelle dir eine einzige, einfache Frage:
👉 „Wofür mache ich das jetzt?“
Diese bewusste Ausrichtung wirkt wie ein innerer Anker.
✅ Warum es wirkt:
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- Dein Gehirn erhält eine klare Richtung, statt in alle Richtungen zu denken.
- Du aktivierst das Belohnungssystem, weil du den Sinn in der Aufgabe erkennst. (Motivation entsteht durch Bedeutung)
- Der präfrontale Kortex – zuständig für Planung und Fokus – richtet sich wie ein Scheinwerfer auf dein Ziel.
Beispiel im Alltag:
Statt: „Ich sollte jetzt endlich mit dieser Aufgabe anfangen…“
Frage dich:
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- „Wofür ist es wichtig, dass ich das jetzt mache?“
- „Was bringt es mir oder anderen, wenn ich jetzt anfange?“
Die Antwort kann ganz pragmatisch sein:
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- „Damit ich später Freizeit habe.“
- „Damit ich entspannter ins Meeting gehe.“
- „Damit ich nicht wieder unter Zeitdruck gerate.“
🧠 Was im Gehirn dabei passiert:
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- Das Gehirn braucht Sinn, um Energie freizugeben.
- Sinn aktiviert das mesolimbische System (Dopamin-Bereich im Gehirn).
- Sobald sich die Aufgabe „lohnt“, fällt es viel leichter, dranzubleiben.
… und jetzt zu den 3 überraschenden Extra-Tipps!
Bonus-Tipp #1: Noise vs. Silence – 40 Sekunden Naturgeräusche
Studien zeigen: Natürliche Geräusche (Wasserplätschern, Wind, Waldgeräusche) senken Stresshormone und verbessern die Konzentration sogar stärker als absolute Stille. Schon 40 Sekunden Naturklänge (Wald, Wind, Wasser) senken messbar den Stresspegel.
💡Gönn dir eine kleine „Gehirn-Kur“, öffne das Fenster und lausche zwischen zwei Aufgaben kurz den Klängen der Natur (Vogelzwitschern, Blätterrauschen, etc.)
Bonus-Tipp #2: Positionswechsel statt Pause
Wenn deine Konzentration nachlässt: Beweg dich!
Steh auf, geh ein paar Schritte, wechsle den Raum oder arbeite im Stehen weiter. Das regt die Durchblutung an, das Gehirn bekommt mehr Sauerstoff und deine Konzentrationsfähigkeit kehrt zurück.
Bonus-Tipp #3: Der „Finger-Trick“ gegen Gedankenchaos
Wenn du merkst, dass du gedanklich abschweifst, versuche Folgendes:
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- Drücke Daumen und Zeigefinger sanft zusammen.
- Atme dabei einmal tief aus
✅ Diese Übung aktiviert dein parasympathisches Nervensystem und bringt dich zurück ins Hier und Jetzt.
Wenn dein Kind Unterstützung benötigt 💛
Vielleicht merkst du, dass sich dein Kind schwertut, sich zu konzentrieren, stillzusitzen oder Aufgaben zu Ende zu bringen – und du fragst dich, warum das so ist, obwohl ihr euch so viel Mühe gebt. Manchmal liegt die Ursache tiefer: Aktive frühkindliche Reflexe können unbewusst Stress im Körper auslösen und so die Aufmerksamkeit und Lernfähigkeit deines Kindes beeinträchtigen.
Wenn du spürst, dass dein Kind hier Unterstützung brauchen könnte, schau dir gerne an wie Reflexintegration helfen kann und finde heraus, ob bei deinem Kind Anzeichen aktiver frühkindlicher Reflexe vorhanden sind.
💬 Fazit: Konzentration ist kein Talent – sie ist Training
Keine Sorge! Unsere Fähigkeit – sich zu konzentrieren – ist nicht verschwunden. Sie ist nur überdeckt – von Reizen, Nachrichten, vielen Entscheidungen und dem ständigen „on“ sein.
Doch genauso, wie unser Gehirn Ablenkung lernen kann, kann es auch wieder Fokus und Konzentration lernen.
Konzentration ist kein Talent, sondern ein Training. Kein Ausnahmezustand, sondern ein Zustand, den wir bewusst herstellen können – Schritt für Schritt:
Konzentration beginnt dort,
wo du dich entscheidest,
ganz da zu sein – bei genau einer Sache.
Ich wünsche dir viel Ruhe, Geduld und Zuversicht – und falls du dir Begleitung wünschst, bin ich gerne für dich da. 💛







