So begann ein bewegendes Gespräch mit dem 13jährigen Elias. Ich war ganz verblüfft. Warum wünscht sich ein Teenie Stromausfall? Kein Handy, Computer, TV oder Playstation. Gerade in der Pubertät, wo die Jugendlichen gefühlt den ganzen Tag vor elektronischen Geräten verbringen. Der Dialog, den ich mit ihm führen durfte, hat mich tief berührt, deshalb möchte ich ihn gerne mit dir teilen. Er ladet dich dazu ein, die Welt aus Kindersicht zu betrachten und hinzuspüren: Was würde ein Stromausfall für dich und dein Leben bedeuten?
Elias: Alle spielen so viel Computer. Ich würde mich über einen Stromausfall freuen.
Ich: Was würdest du denn machen, wenn wir keinen Strom hätten?
Elias: Wenn wir keinen Strom hätten, würde ich lesen und meinem Opa helfen. Der ist für mich der geschickteste Mensch, den ich kenne. Er kann alles und hat jedes Werkzeug. Außerdem hätte ich lieber Pferdekutschen statt Autos. Ich würde gerne wieder Brot und Milch holen. So wie früher. Dann hätten alle wieder Respekt vor den Lebensmitteln. Ein Tante-Emma-Laden wäre cool, dort würde man Zuckerl bekommen.
Ich: Und wie wäre es dann mit der Schule?
Elias: Ich gehe nicht gerne hin, aber es ist gut, dass es die Schule gibt. Viele Kinder bleiben zu Hause und wissen es nicht zu schätzen, dass wir in die Schule gehen dürfen. Für die Menschheit ist es selbstverständlich, dass alles so einfach geworden ist.
Ich: Wie stellst du dir das Leben ohne Strom noch vor?
Elias: Eigentlich würde ich gerne in den 50er Jahren leben. Zu dieser Zeit sind Kinder in den Weingarten mitgegangen und haben nicht rumgeheult. Das war normal. Ich würde die harte Arbeit gut finden. Und jeder sollte so viel haben, dass seine Grundbedürfnisse gedeckt sind.
Ich: Wie siehst du deine Zukunft bzw. wie hättest du gerne deine Zukunft?
Elias: So, dass ich gut leben kann, aber das muss ich mir erst erarbeiten. Viele sind zu faul. Man hat einfach zu viel und wird bequem. Dann weiß man die Sachen, die man hat, nicht mehr zu schätzen.
Harte Arbeit ist gut, damit man wieder weiß, wie man mit Geld umgeht.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich auch schon teure Sachen gekauft, weil ich sie jetzt haben wollte und nicht warten konnte. Es ist sehr verlockend, viel zu haben.
Ich: Was sollte sich deiner Meinung nach noch ändern?
Elias: Ich würde gerne wieder auf einen Markt fahren, anstatt online einzukaufen. Beim Online-Shoppen geht der Kontakt zu den Menschen verloren und man wird mit der Zeit immer einsamer. Die Schüchternheit verstärkt sich.
Meine Oma erzählt mir oft von früher. Sie waren Selbstversorger und sind nicht wegen jedem „Scheiß“ zum Supermarkt gegangen.
Ich: Was sagt deine Oma zu „heute“?
Elias: Wenn ich meiner Oma sage, ich hätte es gerne so wie früher, lacht sie und sagt: „Das hätte ich auch gerne!“. Stromausfall ist keine Strafe, sondern eine Chance, den Bezug zum Leben wieder zu finden.