Ein Schuljahr mit Reflexintegration an den Volksschulen Mannersdorf an der Rabnitz und Rattersdorf
Ein ganzes Schuljahr lang durfte ich diese beiden Volksschulen mit Reflexintegration begleiten. Was als gezielte Unterstützung für einzelne Kinder begann, wurde schnell zu einem gemeinsamen Erlebnis, das die gesamte Schulgemeinschaft bereichert hat.
Meine Erfahrungen sind aber nur ein Teil des Ganzen. Hör dir deshalb auch die drei Interviews an – jedes bringt eine eigene Perspektive ein und ergänzt das Bild auf ganz besondere Weise.
Interview #1 mit Direktorin Tanja Hofer (Volksschule Mannersdorf/Rabnitz)
Das Interview mit Tanja Hofer war ein besonderes Highlight für mich. Eindrücklich schildert sie, wie sehr sich die Aufmerksamkeit vieler Kinder verbessert hat und wie viel ausgeglichener ihre Schützlinge durch die Reflexintegrations-Übungen geworden sind. Sie betont auch, wie wichtig es wäre, dieses Bewegungsprogramm bereits in die Lehrerausbildung zu integrieren.
Im Gespräch mit Tanja Hofer
Interview #2 mit Klassenleiterin Patricia Klein (Volksschule Rattersdorf)
In einem weiteren Interview erzählt uns Klassenleiterin Patricia Klein über ihre erfreulichen Beobachtungen im Schulalltag:
✅ Buchstaben- & Zahlendreher traten bei betroffenen Kindern deutlich seltener auf
✅ Lernprozesse wurden leichter
✅ und das Selbstvertrauen wuchs mit jedem kleinen Fortschritt.
Im Gespräch mit Patricia Klein
Interview #3 mit Schüler Lukas Müller (Volksschule Rattersdorf)
Wir möchten auch die Schüler zu Wort kommen lassen, deshalb freue mich sehr über das persönliche Interview mit Lukas Müller, der eindrucksvoll berichtet, wie sich seine Handschrift und Konzentration durch die Übungen verbessert haben. Früher musste er bei jedem Wort nachdenken – heute schreibt er automatisch und schön.
Im Gespräch mit Lukas Müller
Was sind frühkindliche Reflexe und warum sind sie so wichtig?
Frühkindliche Reflexe sind automatische Bewegungsmuster, mit denen jedes Baby auf die Welt kommt – zum Beispiel der Greifreflex oder der Moro-Reflex. Diese Reflexe helfen Babys in den ersten Lebensmonaten zu überleben und ihre Umwelt kennenzulernen.
Normalerweise „integrieren“ sich diese Reflexe im Lauf der Entwicklung automatisch – das heißt sie treten in den Hintergrund, sobald das Nervensystem reif genug ist, bewusst gesteuerte Bewegungen zu übernehmen.
Wenn das jedoch nicht vollständig geschieht – zum Beispiel durch Stress in der Schwangerschaft, Geburtskomplikationen, Frühgeburt, Kaiserschnitt, lange Liegezeiten im Säuglingsalter, wenig freie Bewegungsanreize, übermäßige Nutzung von Wippen oder Lauflernhilfen oder auch frühe Bildschirmzeiten – können diese Reflexe aktiv bleiben.
Oft ist es auch ein Zusammenspiel mehrerer solcher Faktoren, welche die vollständige Integration behindern. Das kann später Auswirkungen auf Konzentration, Koordination, Lernfähigkeit, Impulskontrolle, Körperhaltung und sogar auf das Verhalten haben.
Wie läuft eine Reflexintegration ab?
In einer Einzelsitzung überprüfe ich zunächst, welche frühkindlichen Reflexe noch persistierend sind (das heißt: welche noch aktiv sind, obwohl sie sich im Laufe der Entwicklung bereits zurückgebildet haben sollten). Auf dieser Basis wähle ich gezielt Bewegungsübungen aus dem jeweiligen Reflexmuster aus, um die Integration der frühkindlichen Reflexe zu unterstützen.
Für die beiden Volksschulen wurde das Programm an den schulischen Alltag angepasst. Über einen Zeitraum von sechs Monaten führten alle Klassen an fünf Tagen pro Woche die Reflexintegrations-Übungen durch. Sie wurden so gestaltet, dass sie sich leicht in den Unterricht integrieren ließen – etwa morgens vor der ersten Stunde oder als kurze Bewegungspause zwischendurch.
Bewegung, die verbindet – statt bewertet.
Schon nach kurzer Zeit wurden die Übungen zu einem festen Bestandteil des Tagesablaufs. Sie sorgten nicht nur für mehr Ruhe und Fokus im Klassenzimmer, sondern stärkten auch das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Klasse. Da kein Wettbewerb herrschte, sondern jedes Kind für sich arbeitete, entstand ein Raum, in dem sich alle gesehen und akzeptiert fühlten.
Einen kleinen Einblick, wie das in der Praxis aussah, gibt euch das folgende Video – einfach reinschauen und mitfühlen. ☺️
Ein herzliches Dankeschön 💚♥️💛
Zum Abschluss dieses besonderen Projekts möchte ich von Herzen Danke sagen.
Mein tiefster Dank gilt Tanja Hofer, Patricia Klein, Martina Grandits sowie dem gesamten Lehrer:innen und Pädagoginnen-Team – für ihr Vertrauen und ihre wertvolle Begleitung während dieses Jahres. Ihre Unterstützung hat es möglich gemacht, dass Reflexintegration an den Schulen nicht nur Raum, sondern auch Wirkung entfalten durfte.
Ein ebenso großes Dankeschön richte ich an alle Schülerinnen und Schüler. Mit eurer Neugier, eurer Offenheit für Neues und eurer bemerkenswerten Ausdauer habt ihr mich tief beeindruckt. Ihr habt euch mutig auf neue Erfahrungen eingelassen – und genau das ist der erste Schritt zu echter Veränderung.
Es war mir eine große Freude und Ehre, euch auf diesem Weg begleiten zu dürfen. 😊